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Gewehrschäfter-Porträt

Stefan Schmidt

Die denkbar perfekte Synthese von
Holz und Metall ist die Schäftung

Die Schäftung

Seit 2002 schäfte ich in meiner Schäfterwerkstatt traditionelle Jagdwaffen. Die Holzbearbeitung hat im Hause Schmidt eine lange Familientradition, die seit jeher den Anspruch handwerklicher Perfektion hat.

Gewehrschäfter Stefan Schmidt

 

Der Werkstoff Holz

Holz ist ein besonderer Werkstoff. Es eröffnet seine Geheimnisse nur demjenigen, der sich um sie bemüht. Es muss wie ein guter Wein reifen. Holz atmet und lebt. Es ist stabil und doch auch feinfühlig. All diese Eigenschaften schätzen Kenner und Ästheten, die ihre Jagdwaffe nicht nur als Werkzeug, sondern auch als Kulturgut begreifen.

 

Faszination und Tradition

Die Arbeit mit Holz hat in unserer Familie eine lange Tradition. Unser Vater ist Tischlermeister und geprüfter Restaurator. Mit ihm habe ich manches Möbelstück wieder hergestellt und manchen Innenraum in den strahlenden Glanz seiner Epoche zurückversetzt. Ich durfte ihm auch assistieren, als er einen Auftrag von der Schweizer Uhren-Manufaktur Jaeger-le-Coultre erhielt: Er baute zur legendären Tischuhr "Atmos" das Holzgehäuse. Das Zusammenspiel von Eben-, Ahorn und Rosenholz war einzigartig an dieser Arbeit; das Holz machte jede Uhr zu einem Unikat. Was mich an dem Projekt aber vor allem faszinierte, war die Verbindung der beiden Grundwerkstoffe: Holz und Metall.

 

Die Hohe Kunst der Schäftung

Die denkbar perfekte Synthese von Holz und Metall ist die Schäftung. Der Schaft ist nicht nur hübscher Zierrat - denn erst im Schaft verbinden sich Lauf und System zum Ganzen: zum Gewehr. Ich hatte in Fachbüchern gelesen, dass es vormals Kunsttischler waren, die exklusive Jagdgewehre schäfteten.

So sprang der erste Funke der Begeisterung für das Handwerk des Schäfters bereits früh auf mich über.

Das Feuer der Leidenschaft entbrannte vollends, als ich meine Ausbildung zum Schäfter bei der renommierten Manufaktur Ziegenhahn und Sohn absolvierte, die unter der Federführung von Jens Ziegenhahn feine Jagdwaffen fertigt. Je mehr ich im Zuge meiner Lehre über das Schäften lernte, desto passionierter wurde ich.

 

Funktion und Ästhetik

Der Schäfter hat die abwechslungsreichsten Aufgaben zu erledigen, die beim Bau eines Jagdgewehrs anfallen. Er entscheidet nicht nur über das Erscheinungsbild, sondern auch über die Funktion der Waffe. Er ist verantwortlich für den perfekten Sitz des Systems im Holz. Er formt den Schaft so, dass er dem Kunden passt und auch gefällt. Die Schäftung dient der Funktionalität und der Schönheit der Waffe gleichermaßen: Der Schaft muss enormen Kräften beim Schuss standhalten, den rauen Alltag der Jagd klaglos ertragen - und wie kein anderes Bauteil bestimmt der Schaft die Linienführung der Waffe.

Gewehrschaftbearbeitung durch Stefan Schmidt

 

Feinarbeiten

Zur Formgebung treten all die Feinarbeiten hinzu, die der Schäfter erledigt. Er schleift den Schaft in mehreren Arbeitsgängen, wobei er immer feineres Schleifpapier verwendet. Ziel des Feinschliffs ist es, die Oberfläche des Holzes so perfekt wie möglich zu glätten, damit die nachfolgend aufgetragene Politur die optimale Grundlage hat. Wenn der Schaft ein seidenmattes oder hochglänzendes Finish erhalten soll, müssen zudem die Poren des Holzes geschlossen werden. Ist dann das Finish - typischerweise Öl - aufgebracht, schneidet der Schäfter die Fischhaut in der gewünschten Größe und Form und bezieht je nach Kundenwunsch die Schaftkappe mit feinstem Leder. Alle Arbeitsschritte erfolgen in traditioneller Handarbeit. Nur so lässt sich die hervorragende Qualität erzeugen, die maschinell produzierte Massenware nie erreichen wird.

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